Sjöwall/Wahlöö – Der Mann, der sich in Luft auflöste

 

Wertung 6/10

Verbrecherjagd hinter dem eisernen Vorhang

Im zweiten Band der Reihe verschlägt es Martin Beck ins Budapest der 60er Jahre. Ging es im ersten Fall der Reihe noch um ein ganz normales Gewaltverbrechen, steht jetzt ein Fall von internationaler Rauschgiftkriminalität im Mittelpunkt. Die Schilderungender Verhältnisse hinter dem eisernen Vorhang sind aus heutiger Sicht recht interessant, der Fall ist allerdings etwas dröge und relativ unspannend.

Immerhin werden die Personen aufgebaut und weiterentwickelt, endlich kommt auch das kongeniale Duo Kristiansson und Kvant ins Spiel. Unter diesem Gesichtspunkt muss man den Fall der Vollständigkeit halber gelesen haben, irgendwie habe ich noch in Erinnerung, das die Serie mit dem nächsten Roman so richtig in Schwung kommt.

Sjöwall/Wahlöö – Die Tote im Götakanal

Erschienen 1965 unter dem Titel Roseanna, deutsche Ausgabe erstmals 1968 bei Rowohlt.

Wertung 8/10

Die Mutter aller Schwedenkrimis!

Diese Krimis habe ich als Kind verschlungen, zugegebermaßen da es in der DDR nur sehr wenige aktuelle Krimis aus der Welt des Klassenfeinds zu lesen gabe. Heute weiß ich, das die beiden Autoren wohl Kommunisten (oder Marxisten) waren, und die gesamte Krimireihe ja auch eine Art Gesellschaftskritik an den aktuell herrschenden Zuständen in Schweden darstellen sollte. Aber diese Krimis waren trotzdem spannend und ich hatte sie alle! Wie auch immer ergattert, waren sie für uns ein Fenster in eine andere Welt. Und als wir dann nach dem Fall der Mauer als erste große Reise einen Trip zum Nordkap in einem über 20 Jahre alten Lada wagten, waren diese Romane eine Art Reiseführer für uns. So ziemlich alles, was wir über Schweden (und die Finnlandfähren) wussten, hatten wir aus den Büchern über Martin Beck. Leider auch die irrige Ansicht, das der Schnaps auf den Fähren zwischen Stockholm und Finnland wahnsinnig günstig sei! Aber das ist eine andere Geschichte.

Vor einiger Zeite hatte ich damit begonnen, die rote Reihe (s.o.) zu sammeln und jetzt endlich habe ich sie zusammen! Grund genug, diese Romane alle noch mal zu lesen und sich ein Bild darüber zu machen, wie das mal begann, mit den Schwedenkrimis. Interessant ist, wie  man das überhaupt geschafft hat, Mörder zu finden, ganz ohne Email, Internet, schlechten Telefonverbindungen nach Übersee. Und vor allen Dingen bleibt man verschont von seitenlängen Ergüssen über das Privat- oder Familienleben der Kommissare, depressiven Charakteren, Kochrezepte der Ehegattinen usw usw. Trotzdem sind die Figuren alle sehr lebendig und überhaupt nicht altbacken. Das man so etwas überhaupt alles auf nur 180 Seiten unterbringen kann?

Über den Inhalt brauche ich wahrscheinlich nicht so sehr viel verlieren, den kennt wahrscheinlich jeder, eine typischer Mördersuche mit einem spannenden Showdown. 8 Punkte, ich brauche ja noch etwas Freiraum für die Bewertung der nächsten Romane.

Yrsa Sigurdardottir – Todesschiff: Ein Island-Krimi

Erschienen: 21. November 2012

Verlag: Fischer Taschenbuch

Wertung; 3/10

An den Haaren herbeigezogene Story

yrsa_todesschiff

Ich hatte vor kurzem einen Roman der Autorin gelesen („Seelen im Eis“), den ich eigentlich ganz gut fand und da der Landsmann Arnaldur Indridason bei seinen letzten Ausgaben etwas geschwächelt hat, habe ich mir die eine oder andere Ausgabe der Autorin gekauft. Dachte, das auch die Reihe um die Rechtsanwältin Dora ganz interessant sein könnte.

Aber weit gefehlt, das ist eine absolut seltsame Story, ein Krimi, ein Horrorroman oder was eigentlich? Am Anfang des Buches kommt in dem Handlungsstrang auf dem Schiff etwas Spannung auf, die Ermittlungen der Anwältin sind jedoch ziemlich sinnfrei und gegen Ende wird die Story immer unglaubwürdiger bis hin zu einer völlig abstrusen Auflösung. Hoffentlich wird das ebenfalls gekaufte Hardcover „DNA“ etwas besser, um diese Anwältin werde ich in Zukunft einen großen Bogen machen.